Um 12 Uhr bin ich mit Ute in der Oldenburger Innenstadt zum Mittagessen verabredet. Mit Ute treffe ich mich total gerne, wir haben uns so lange nicht gesehen und demnach natürlich viel zu erzählen. Auch wenn unser Hauptthema Krebs im Moment ist. Aber ist total schön, sich mit einer Leidensgenossin darüber zu unterhalten und wenn Ute  das nicht möchte, dann würde sie sich bestimmt nicht mit mir treffen. Und es tut gut, da einfach mal frei drüber quatschen zu können. Danke Ute, daß Du für mich da bist.

Abends gucke ich mit Yvonne und Meike „Sex and the city“ im Kino und als Big gekniffen hat, viel mir wieder ein, wie wir eigentlich mal heiraten wollten. Ganz still und heimlich in unseren engsten Freundes- und Familienkreis und dann eine Riesenparty schmeißen. Abends als ich im Bett lag habe ich erstmal meinen Schnuppelwupps angerufen und mich entschuldigt.

Mit meiner Mutsch bin ich zum frühstücken verabredet. Danach muß ich erstmal eine Stunde auf der Terrasse schlafen, weil ich so müde und kaputt bin. Gegen frühen Nachmittag fahren wir nach Nordenham. Und man glaubt es kaum. ich passe wieder in meine alte Klamottengröße (Über zwei Monaten, nachdem ich das Kortison abgesetzt habe, habe ich fast mein altes Kampf/- und Flirtgewicht wieder) Also kaufen wir mir insgesamt 4 Kleider, 3 Oberteile und eine Jeans. Als ich mich im Spiegel gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen. Aber ein dickes Mops-Gesicht habe ich immernoch.

Wir besogen noch lecker Antipasti fürs Abendessen.

EM- Auftaktspiel der Deutschen. WIr gewinnen 2:0 gegen Polen und werden Europameister…

Weil mein Körper jetzt so langsam schwächelt, gucken wir Public Viewing mit Carsten und Meike wo ich sitzen kann.

Ab 11:00 Uhr feiern wir Hennings Geburtstag in seiner „Unglaubar“. Es ist schönes Wetter, wir grillen, haben ganz viel Spaß und der Krebs rückt für einen kleinen Moment mal ganz weit weg.

Bei schönem Wetter lümmel ich mit Meike auf unserer Terasse rum. Meike wollte gestern aus Oldenburg mit einer Flasche Sekt herkommen und mit mir feiern – es war gestern nur noch die Bestätigung von dem was ich schon wußte. Aber nachdem ich nicht so glücklich war wie erwartet, hat Meike sich nicht mehr getraut herzukommen.

Entschuldige bitte Meike…

Das ich langsam wieder „normaler“ und erholter aussehe, führt dazu, daß die Menschen denen ich nicht täglich begegne, davon ausgehen, daß es mir wieder gut geht. Alle sehen, wenn es mir gut geht – nur wenige Menschen sehen meine schwachen und schlappen Momente. Das ich stark und optimistisch bin, läßt sie glauben, ich sei über den Berg. Ich muß aufpassen, daß die Erwartungen von Kollegen und Bekannten nicht zu groß werden.

Beim Tauchen habe ich heute die Theorie für CMAS** geschafft, danach haben wir noch gegrillt im Club.

Heute gibt es neue MRT-Bilder und ich bin total aufgeregt. Wieder sitzen und warten nur diesesmal ist Thomas mit dabei.

Ich habe ihn verkleinert, von der Walnuß zur Haselnuß, mit Löcher drin.

Leider kann ich mich nicht freuen, heute wird mir bewußt, das der Tumor nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden wird und ich nie wieder in unbeschwerter Freiheit leben werde.

Nach der Diagnose gehen wir ins Roma Essen. Das Roma ist unser Lieblings-Italiener.

Hinten hat er sich verkleinert und Löcher bekommen, vorne wiederum, am Hörnchen, ist er größer geworden, was auf Verfall hindeuten kann. Da man das alles nicht genau beurteilen kann rät mir mein Onkologe, die Bilder der INI-Klinik Hannover zu kommen zu lassen, da die Ärzte dann errechnen können, ob vier oder sechs Chemos sinnvoller sind. Das Problem an der Sache ist nämlich, daß die Kassen erstmal nur vier Chemos zahlen (Weil das wissenschaftlich reicht, obwohl schon nachgewiesen wurde, daß sechs meistens besser sind). Zur Uni-Klinik Köln senden wir die Bilder ebenfalls.

Ist mal wieder Zeit, Krankengeld zu beantragen, also gehe ich zu meinem Hausarzt. Bevor ich „Hallo“ sagen kann, legt er schon los… „Frau Sangkuhl, Sie sind echt die Härte, sowas wie Sie habe ich noch nie erlebt. Herzlichen Glückwunsch zum 10 km Lauf und ich hoffe, Sie hatten einen schönen Tag auf Helgoland“ (Meike und ich waren nämlich in der Zeitung mit unserem Bild). Mein Arzt ist echt toll. Dann rät er mir von einer Kur ab, weil er meint, die Patienten dort würden mich nur runterziehen und in die „Marathon-Leistungsgruppe“ komme ich auch nicht. Ich solle lieber alles dafür tun, daß es mir weiter so gut geht, wie jetzt, denn das sei das beste Heilmittel das es gibt. Ein starkes, gesundes und optimistisches Immunsystem.

Mal wieder Kinoabend mit Meike. Es läuft „Verliebt in die Braut“. So ein richtiger Mädchenfilm. Natürlich mit Popcorn und Cola Light. S C H Ö N

Mein Bruder Thorben kommt mit Kathrin zum Kaffee bevor sie zurück nach Kiel fahren.

Heute gehe ich mit Yvonne und Meike Brautkleider in Ovelgönne gucken. Wir haben einen riesen Spaß mit wirklich allen Kleidervariationen, weiß, chamapgner, Zuckerbaiserkleid, schlichte und pompöse Kleider. Mit und ohne Schal und Hut. Insgesamt verbringen wir sechs Stunden in dem Laden, obwohl wir mein Kleid bereits nach zwei Stunden gefunden haben. Dummerweise verabschiedet Meike sich gegen eins nach Wilhelmshaven, mit unserem Autoschlüssel in ihrer Tasche. Yvonne und ich bekommen Hunger und wir wollten nur eben unsere Taschen aus dem Auto holen. Und da bemerken wir das Malör. Also kommt meine Mutter mit Geld, endlich was essen und Meike kommt aus Wilhelmshaven zurück um uns die Schlüssel zurück zu bringen. Aber so konnte meine Mutsch das Kleid auch noch sehen. Am Ende habe ich genau alles an Kleid, was ich nicht haben wollte. Ein Foto dazu folgt nach der Trauung 🙂 Der Bräutigam darf es doch nicht sehen vorher. Aber es sieht wirklich chick aus.